Überführung einiger Tetraodon zur Gattung Monotrete

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Tissy
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Überführung einiger Tetraodon zur Gattung Monotrete

Beitrag von Tissy »

Autor: Martin Himmel

Wie ihr vielleicht schon gesehen habt, haben wir einige Arten, die bisher der Gattung Tetraodon angehörten, in die "neue" Gattung Monotrete überführt. Dies ist natürlich nicht unsere eigene Erfindung, sondern beruht auf einer Revision der Kugelfischverwandten (Tetraodontiformes)-Namen von Maurice Kottelat. Dies ist eigentlich auch absolut keine Neuigkeit sondern schon seit mindestens 2001 bekannt, als Kottelat zwei grundlegende Texte zu diesem Thema schrieb. Wir haben das leider erst jetzt nachholen können, weil wir ja auf unserer alten Website, wie viele von euch wissen, sehr lange keinen Zugriff hatten.
Die Einführung des "neuen" Gattungsnamens ist für nicht Zoologen recht schwer verständlich. Kurz (und wahrscheinlich zu einfach) ausgedrückt, gibt es dafür zwei wichtige Gründe: Erstens eindeutige Unterscheidungsmerkmale zwischen Monotrete und Tetraodon (vor allem die verschiedenen Nasenöffnungen), zweitens ein Problem in der zoologischen Nomenklatur. Diese ist extrem Komplex und es soll daher für besonders interessierte nur auf den Text von Kottelat (2001a) verwiesen werden. Ganz einfach erklärt geht es darum, dass derjenige, der eine Gattung neu beschreibt, auch das Recht auf die Namengebung hat. Spätere, dazuerfundene Namen werden somit hinfällig. Da Kottellat nachweisen konnte, dass Bibron im Jahre 1855 bereits den Namen Monotrete korrekt genutzt hat, wurde damit der bisher genutzte Name Tetraodon für einige Arten fällig. Übrigens gillt dies nicht nur für diese Gattungen sonder auch für weitere, was bedeutet, dass wohl auch noch bei anderen Gattungen oder zumindest bei einzelnen Arten alte, den meisten bisher unbekannte Namen wieder eingeführt werden werden. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass die Gattung Tetraodon letztendlich nur noch für afrikanische Kugelfischarten gebraucht werden wird. Herr Kottelat hat mir in einer e-Mail bereits erwähnt, dass auch die anderen asiatischen Vertreter der Gattung Tetraodon ihren Gattungsnamen verlieren werden. Allerdings werden diese nicht in die Gattung Monotrete fallen, sondern einer anderen Gattung zugeordnet werden.
Bis dahin gilt folgendes: Folgende Arten werden von der Gattung Tetraodon in die Gattung Monotrete überführt:
Tetraodon abei*, Tetraodon baileyi*, Tetraodon cambodgiensis*, Tetraodon cochinchinensis*, Tetraodon palembangensis*, Tetraodon suvattii*, Monotretus turgidus*
Alle diese Arten werden werden in Kottelat 2001b in der Gattung Monotrete aufgeführt, bis auf eine Ausnahme: Monotrete palembangensis. Dies liegt daran, dass es bei genanntem Werk um ein Bestimmungsbuch für Fische in Laos geht. Da die Art Monotrete palembangensis aber nicht in Laos vorkommt, war sie hier auch nicht zu nennen. Da mir keine Quelle bekannt ist, welche diese Art in der Gattung Monotrete aufführt, die nahe Verwandschaft zu Monotrete suvattii aber augenscheinlich war, habe ich Herrn Kottelat dazu befragt. Er bestätigte mir, dass auch diese Art der Gattung Monotrete zugeschrieben werden müsse.
Zwar ist Herr Kottelat, wie er mir geschrieben hat, der Meinung, dass bis zur neuen Namensgebung auch die anderen asiatischen Süßwasserarten in die neue Gattung aufgenommen werden sollten (und sicherlich wäre es so formell auch richtig), doch sind wir der Meinung, dass das zur Zeit nur für weitere Verwirrungen sorgen würde und behalten bis zur neuen und erst einmal endgültigen Namensgebung für diese Arten den Namen Tetraodon vorerst bei.
Zum Schluss ein paar, wie ich finde, sehr interessante Zitate aus dem genannten Werk von Kottelat:
"The stability of zoological nomenclature is in fine the reason for having an International Code of Zoological Nomenclature (...) But, repeatedly, nomenclatural "earthquakes" shake large numbers of stable or "stable-like" names (...) This introduction is to explain that the following discussion is not a negative judgement of Eschmeyer's catalogue, even if I disagree with it on several points (as of January 2001, I have checked 5750 nominal species of Asian freshwater and marine fishes and found omissions, errors or disagreement for 2077 [36%] of them). It is a charecteristic of such discussions that points of disagreement are discussed in full while the numerous points of agreement are never mentioned (...) Lists are tools to work with, to start with; they are not the truth, they are not the final word." (Kottelat 2001b, S. 606-607)
Literatur:
Kottelat, Maurice: Fishes of Laos. Colombo: WHT Publications, 2001a
Kottelat, Maurice: Nomenclatural status of names of tetraodontiform fishes based on Bibron's unpublishes work, in: Zoosytema, 23 (3), 2001b, S. 605-618 kugelfisch kugelfischforum
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Beitrag von Anzeige »

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kiki
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Beitrag von kiki »

hi martin,

von dieser seite betrachtet erscheint mir das namensgebungsverfahren außerordentlich kompliziert. aber daran wird sich wohl niemals etwas ändern. ich hatte vor einiger zeit versucht, eine übersetzung für das wort monotrète zu finden und bin dabei auf nichts genaues gestoßen. aber soweit ich das verstehe bedeutet es "einzelne durchbohrung", also dem sinn nach so ähnlich wie die bezeichnung "target" im englischen. ich dachte, daß sich das problem über die bedeutung des wortes klären könnte - schade eigentlich, daß es so einfach nicht ist.

viele grüße,
rebecca
Martin Hi.
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Beitrag von Martin Hi. »

moin rebecca,
das ist ganz einfach: du warst schon ziehmlich nah mit deiner übersetzung. die durchborung würde ich durch "loch" erstetzen: gemeint ist die einzelne nasenöffnung, während andere kugelfischgattungen zwei haben.
martin
kiki
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Beitrag von kiki »

hi,
das ist interessant. ich finde es aber merkwürdig, dass mit mit montrète die nasenlöcher gemeint sein sollen, da bei meinen conchis "löcher" überhaupt nicht erkennbar sind, sondern kleine fühlerartige trichter. die löcher findet man wohl erst, wenn der forscherdrang zum seziermesser greifen läßt und die niedlichen dinger abtrennt. ich bin für jede aufklärung in der sache dankbar, vor allem, wenn ich etwas falsch sehe (sorry).
trotzdem wünschte ich mir, gattungsnamen würden auf offensichtlichen merkmalen basieren, die auf naturbeobachtung beruhen und nicht auf der zerlegung eines zum objekt gewordenen lebewesens in einzelne bestandteile. aber wo käme man da hin?

liebe grüße,
rebecca
Martin Hi.
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Beitrag von Martin Hi. »

moin rebbeca,
bin ja nun auch kein zoologe. aber die monotrete, die ich mal unterm mikroskop gesehen habe, hatten in der tat zwei nebeneinander stehende "lappen". diese haben viele andere gattungen aber auch (nicht alle!). das loch ist das eingangsloch und liegt zwischen diesen beiden. einige gattungen haben zwei davon, bei anderen gattungen sehen die nasalorgane wie gesagt ganz anders aus.
es wäre natürlich schön, wenn es offensichtlichere unterscheidungsmerkmale gäbe und bei einigen gattungen gibt es die ja auch, aber in der tat ist bei vielen kugelfischgattungen das hauptunterscheidungsmerkmal das nasalorgan.
martin
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